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Kommentar |
Georg Simmel (1858-1918) zählt nicht nur zu den Klassikern der Soziologie, sondern ist zugleich einer der vielseitigsten philosophischen Denker um 1900. So gilt er neben Ernst Cassirer auch als „Pionier der Kulturphilosophie“ (Konersmann), für deren Selbstverständnis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Begriff von Kultur prägend wird, der auf die lebendige Wechselwirkung von Subjekt und Objekt, von subjektivem Leben und objektivem Geist, verweist.
Bereits in frühen soziologischen und kulturtheoretischen Schriften beweist Simmel ein feinsinniges Gespür für die Konflikte und Spannungen modernen Lebens, die schließlich in dem 1911 in der Zeitschrift Logos veröffentlichten Aufsatz „Der Begriff und die Tragödie der Kultur“ ihren schärfsten Ausdruck finden: Hier prägt Simmel die Formel von der „Tragödie der Kultur“ im Sinne einer tiefgreifenden Entfremdung des Individuums in der Moderne, die in der immanenten Dialektik modernen Kulturbewusstseins selbst begründet liege. Eine Formel, deren kulturkritisches Potential viele Denker nach Simmel beeinflusste und nicht zuletzt Cassirer zu einer zwar anerkennenden aber zugleich kritischen Replik herausforderte.
Im Seminar wollen wir der Formel von der „Tragödie der Kultur“, an der Simmel noch 1918 festhielt, auf den Grund gehen und sie für das Verständnis der Entwicklung seines ‚Denkens in Gegensätzen‘ fruchtbar machen. Dazu lesen wir verschiedene Schriften Simmels, von Auszügen aus der Philosophie des Geldes über dezidiert kulturphilosophische Schriften bis hin zu späteren Texten im Kontext einer lebensphilosophischen Metaphysik.
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Literatur |
Die Seminartexte werden auf der Lernplattform moodle zur Verfügung gestellt. |