Bildung unter der digitalen Bedingung - Einzelansicht

Vorbesprechung:

Bitte beachten Sie am 16.10.2018 findet um 11.30 Uhr in Gebäude U 4 - U.15.07 eine kurze Vorbesprechung statt.

Dort werden Seminarplanung, Leistungsnachweis und moodle-Passwort bekannt gegeben.

Künden die „gegenwärtigen Transformationen […] nun vom Ende der klassischen Bildung“ (Wimmer 2002: 119)? Der Erziehungswissenschaft fällt das Nachdenken über Technik/Technologie schwer. Allzu oft wird Technik vorschnell als ‚Entfremdung‘ von einer ‚menschlichen Natur‘ dämonisiert (Blumenberg).  Dem entgegen ist der Ausgangspunkt des Seminars die Vermutung, dass Technik(en) konstitutiv für die menschliche Existenz sind. Gefolgt wird somit Lyotards Zuspitzung, „dass die Technik keine Erfindung der Menschen ist. Eher umgekehrt.“ (Lyotard 1989) Ziel des Seminar ist eine Annäherung an Wimmers Vorschlag einen „Bildungsbegriff zu formulieren, der den gegenwärtigen Verhältnissen entspricht“, d.h. der die „medialen und technischen Bedingungen der Subjektgenese“ (Wimmer 2002: 119) berücksichtigt, allerdings ohne mit diesen in eins zu fallen und diese unkritisch zu affirmieren. Dafür wird wie folgt vorgegangen.  

Im ersten, einleitenden Teil werden der Problemhorizont (Digitalisierung, Wissensgesellschaft) und notwendige Grundbegriffe (Subjektivierung, Technik) gemeinsam erarbeitet. Der zweite Teil setzt den Fokus auf die Frage nach dem Zusammenhang von Subjekt, Technik und Bildung (vgl. Harway 1995). Wie (prä-)figurieren Technologien, bspw. in Form von Apps, Algorithmen und Codes Subjektivität? Welche Vorstellungen eines ‚guten Lebens‘ sind in Praktiken des Self-Trackings (‚Leben nach Zahlen‘; Duttweiler 2016) eingeschrieben? Wie führen die technische Technologien des Selbst? Schließlich wird im dritten Teil Serres (2016) These von einer umfassenden Transformation der Pädagogik durch die Digitalisierung aufgegriffen und speziell die Frage nach dem Wandel der pädagogischen Praxis gestellt. Wie verändern Apps wie ‚ClassDojo‘ den Unterricht? Welches SchülerInnenbild entwerfen sie? Welche impliziten und expliziten Entwürfe von Bildung sind in sie eingeschrieben?

Serres, Michel (2016): Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation. Unter Mitarbeit von Stefan Lorenzer. 3. Auflage. Berlin: Suhrkamp (Edition Suhrkamp).

Cube, Felix von (1964): Kybernetik und Pädagogik. In: Hans-Hermann Groothoff (Hg.): Pädagogik. Frankfurt am Main: Fischer, S. 175–186.

Duttweiler, Stefanie; Gugutzer, Robert; Passoth, Jan-Hendrik; Strübing, Jörg (Hg.) (2016): Leben nach Zahlen. Self-Tracking als Optimierungsprojekt? Bielefeld: transcript (Digital society).

Haraway, Donna Jeanne (1995): Ein Manifest für Cyborgs. Feminismus im Streit mit den Technowissenschaften. In: Donna Jeanne Haraway, Carmen Hammer und Immanuel Stiess (Hg.): Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt/Main, New York: Campus Verl., S. 33–72.

Meyer-Drawe, Käte (1996): Menschen im Spiegel ihrer Maschinen. München: Fink (Übergänge, 29).

Meyer-Drawe, Käte (2016): Die Veränderung pädagogischen Denkens durch die Erfahrung mit der Technik. In: Frank Ragutt und Tim Zumhof (Hg.): Hans Blumenberg: Pädagogische Lektüren. 1. Auflage. Wiesbaden: Springer VS, S. 181–194.

Wimmer, Michael (2002): Pädagogik als Kulturwissenschaft. In Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Beiheft 5 (1), S.109–122.