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Kommentar |
Kaum ein anderer Denker hat über die Jahrhunderte hinweg für so viele Kontroversen gesorgt wie Niccolò Machiavelli, der große Diplomat, Philosoph und Literat der italienischen Renaissance. Aber gerade seine radikale Art, Politik jenseits jedes moralischen Prinzips zu betrachten, konnte ihm tiefgreifende Einblicke in das Wesen und die Strukturen der Macht ermöglichen, die immer noch unübertroffen bleiben.
In seinen Discorsi setzte sich Machiavelli mit der republikanischen Staatsform auseinander und entwarf die Grundlinien einer politischen Ontologie, die das Wesen der Politik als Konflikt erfasst. Durch eine vergleichende Analyse der römischen Geschichte und der neuesten Ereignisse seiner Zeit, die 1512 zum Fall der florentinischen Republik geführt hatten, glaubte Machiavelli die Grundlage der politischen Freiheit in der Aufrechterhaltung eines innerstaatlichen Konflikts gefunden zu haben. So war es keine soziale Einheit, sondern ein nie zur Ruhe kommender Streit zwischen Adel und Volk, der das alte Rom zu einer unwiderstehlichen Weltmacht steigern ließ. Konzequent musste dann Machiavelli in der Figur des ersten Kaisers Augustus, der den sozialen Unruhen ein Ende setzte und die pax romana (den sogennanten römischen Frieden) stiftete, nur den Keim des späteren Niedergangs erkennen.
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Literatur |
Niccolò Machiavelli, Discorsi (Vom Staate). Das Werk ist in verschiedenen Ausgaben erhältlich (Nikol, Insel, Kröner Verlag). |