Inhalt
Kurzkommentar |
Die Auswahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen erfolgt in der ersten Sitzung nach der Vorstellung des Seminarplans und Bekanntgabe der Leistungsanforderungen!
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Kommentar |
Der Begriff der Entfremdung ist ein zentraler Begriff der (politischen) Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts. Sowohl in der hegelschen Bildungstheorie wie in der marxistischen Gesellschaftskritik erscheint Entfremdung als eine leidvolle, aber notwendige Durchgangsstation innerhalb eines geschichtlichen Prozesses, der in den Zustand einer zu sich selbst befreiten Gesellschaft mündet. Entfremdung als individueller und gesellschaftlicher Zustand unterliegt in dieser Sichtweise einer zeitlichen Indexierung. Sie ist eingespannt in einen linearen und chronologischen Entwicklungsprozess, der zur Selbstbefreiung des Individuums und der Gattung führt. Was aber, wenn diese fortschrittsoptimistische Erzählung ihre Glaubwürdigkeit verloren hat?
Im ersten Teil des Seminars diskutieren wir klassische Texte zum Entfremdungsbegriff und zum Verhältnis von Bildung und Entfremdung. Im zweiten Teil wird mit Walter Benjamin ein Autor herangezogen, der in kontrastiv zu diesen Konzeptionen verhält. Mit seinem Begriff der Entfremdung wendet er sich gegen eine Idee des Fortschritts, welche die Leiden der Gegenwart im Ausblick auf die erlöste Zukunft nachträglich legitimiert. Im Mittelpunkt der Seminardiskussion steht die Veränderung und Verwandlung der gängigen Zeitvorstellungen, die mit dem Begriff der Entfremdung transportiert werden.
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